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Teilzeitstudium: Trotz Höchststand noch nicht etabliert
07 Dezember 2020
Im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung analysiert CHE Consult seit 2016 die Entwicklung von Teilzeit-Studienangeboten in Deutschland. Die aktuelle Publikation „CHECK – Teilzeitstudium in Deutschland 2020“ ist jetzt erschienen. Sie umfasst die Studienangebote der Hochschulen und die Nachfrage bei den Studierenden.
Rund ein Drittel aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet nicht in Vollzeit. Im Studium dagegen ist die Teilzeitquote zwar gestiegen, mit 7,5 Prozent aber noch längst nicht als Alternative zum Vollzeitstudium etabliert. Das liegt an den Rahmenbedingungen und am begrenzten Studienangebot, wie eine aktuelle Übersicht des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt.
Zum Wintersemester 2018/19 studierten laut Statistischem Bundesamt 214.000 Menschen in Deutschland offiziell in Teilzeit. Das entspricht einem Plus von 11.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Teilzeitstudierenden an allen Studierenden ist mit aktuell 7,5 Prozent so hoch wie noch nie.
Mit 100.000 Studierenden ist rund die Hälfte aller Teilzeit-Studierenden an einer Hochschule in Nordrhein-Westfalen eingeschrieben. Den höchsten Teilzeit-Anteil weist allerdings Hamburg noch vor NRW (12,9%) auf. Im Stadtstaat studiert jeder bzw. jede fünfte eingeschriebene Studierende nicht in Vollzeit. Schlusslicht ist das Saarland mit 121 offiziellen Teilzeit-Studierenden, was einer Quote von 0,4 Prozent entspricht.
„Im Berufsleben sind flexible Teilzeit-Modelle mittlerweile etabliert. Im Bereich der akademischen Aus- und Weiterbildung ist das Teilzeit-Studium trotz aktueller Höchstwerte davon noch ein ganzes Stück entfernt“, bewertet Frank Ziegele die aktuellen Zahlen. Dies gelte insbesondere für die staatlichen Hochschulen, so der CHE Geschäftsführer.
Rund die Hälfte aller Teilzeit-Studierenden greift auf Studienangebote privater Hochschulen zurück. Unter den 14 Institutionen mit mehr als 2.000 Teilzeitstudierenden finden sich nur vier staatliche Hochschulen.
Real dürfte die Zahl der „de facto“-Teilzeitstudierenden, die zwar in einen Vollzeit-Studiengang eingeschrieben sind, aber weniger intensiv und länger als vorgesehen studieren, allerdings noch deutlich höher liegen, erklärt das CHE.
Einer der Gründe für die geringen offiziellen Zahlen bei Teilzeit im Studium sind laut Cort-Denis Hachmeister die finanziell schlechteren Rahmenbedingungen. „Ein Teilzeitstudium dürfte für viele Studierende in der Regel deutlich teurer als ein Vollzeitstudium sein. Jeder zweite Teilzeitstudierende greift auf die kostenpflichtigen Studienangebote einer privaten Hochschule zurück. Und selbst bei den staatlichen kostenfreien Studiengängen macht sich der fehlende BAföG-Anspruch bemerkbar“, erläutert der Experte für Hochschulzugang beim CHE.
Ein weiterer Grund dürfte aber auch am geringen Angebot entsprechender Studiengänge liegen. Nur jeder sechste Studiengang in Deutschland steht laut der Daten im HRK Hochschulkompass auch Studierenden in Teilzeit offen. Die Quote an Teilzeitstudiengängen liegt im aktuellen Wintersemester 2020/21 bei 16,1 Prozent. Das entspricht einem Plus von 2,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Spitzenreiter im Ländervergleich ist das Saarland, in dem zwei von drei Studienangeboten (67,1%) auch in Teilzeit studiert werden können. Hamburg und Brandenburg folgen mit 53,8 bzw. 46,4 Prozent. In fünf Bundesländern liegt der Anteil an Teilzeitangeboten unter 10 Prozent. Die geringste Quote weist Bremen mit 2,1 Prozent auf.
Das Studienangebot im Bereich Teilzeit ist an Universitäten mit 17,2 Prozent etwas umfangreicher als das an Fachhochschulen mit 13 Prozent. Auch im Masterbereich (19%) haben Menschen, die etwa parallel zum Beruf ein Studium absolvieren möchten, eine größere Auswahl als im Bachelor-Bereich (14,3%).
In den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften besteht die Teilzeit-Option in jedem fünften Studiengang. Die geringsten Anteile finden sich mit 7,7 Prozent in den Agrar- und Forstwissenschaften.
Grundlage für die Teilzeit-Angebots-Quote sind die Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz für das Wintersemester 2020/21. Die Anteile der Teilzeitstudierenden beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2018/19.

Bewerbungs- und Berufungsgespräche online
07 Dezember 2020
Während der letzten Wochen waren und sind Hochschulen in ihren Betriebsabläufen vor besondere Herausforderungen gestellt. Dies gilt auch für Einstellungs- und Berufungsverfahren, wenn diese nicht vor Ort stattfinden können. Verschiedentlich werden nun digitale Formate erprobt. Digital vermittelte Gespräche und Berufungsprozesse entwickeln jedoch ggf. eine ganz eigene Dynamik. Technische, organisatorische wie auch psychologische Aspekte müssen mitgedacht werden. Diese Aspekte wurden im zweiten Online-Dialog von CHE Consult von rund 45 Interessierten diskutiert.
Folgende Fragen standen im Mittelpunkt der Diskussion:
- Inwiefern werden bereits Online-Verfahren zur Auswahl von Bewerber*innen genutzt?
- Wie wirken sich psychologische Interaktionsmerkmale auf Bewerbungsgespräche aus?
- Wird es auch nach Corona hybride Formate – analog und digital – zur Auswahl von Bewerber*innen geben?
Zu Beginn wurden von Frau Rogalla (Referatsleitung Finanzen, Personal und Kommunikation, Medizinische Fakultät OWL, Uni Bielefeld) und Herr Prof. Dr. Hauck (Professor für Kommunikationspsychologie und Organisationsberatung, Hochschule Rhein-Waal) Thesen zum Thema vorgestellt. Sie berichteten zudem von aktuellen Forschungsergebnissen wie auch Praxiserfahrungen.
Einige Aspekte würden sich bei digital gestützten Verfahren anders gestalten als bei analogen Formaten. So trete die Medienkompetenz der Bewerber*innen viel deutlicher zum Vorschein und wirke sich auf die gesamte Wahrnehmung der Kandidat*innen aus. Ein vorausgehender Technik-Check sei zudem unabdingbar für ein erfolgreiches Gespräch.
Indes gibt es sowohl für digitale wie vor Ort stattfindende Gespräche ähnliche Aspekte, die zu berücksichtigen seien. Darunter fallen die Sicherstellung der (formalen wie inhaltlichen) Vergleichbarkeit, die Erstellung eines Kompetenzprofils sowie eine klare Regelung der formalen Voraussetzungen.
Für künftige Bewerbungs- und Berufungsverfahren schlussfolgern die beiden Inputgeber*innen, dass jetzt ein Dialogprozess an den Hochschulen in Gang gesetzt werden müsste wie man entlang des Mottos Get the best of both worlds! die Vorteile aus beiden Varianten ziehen und hybride Prozesse entwickeln könne. Denn ein Wermutstropfen bestehe weiterhin – digitale Formate ermöglichen Vergleichbarkeit, ersetzen aber nicht den direkten und damit sozial-persönlichen Austausch.
Julia Klingemann, Initiatorin und Moderatorin des Online-Dialogs äußert sich erfreut über das erneut große Interesse und stellte eine Fortsetzung der Reihe in Aussicht: „Wir freuen uns über die hohe Zahl der Teilnehmenden auch an diesem zweiten Online-Dialog. Die nächsten Online-Dialoge sind daher bereits in Planung und werden Themen wie „Virtuelles und innovatives Führen“ und „On- und Offboarding“ behandeln.“
Wenn Sie Interesse haben, an kommenden Austauschformaten teilzunehmen oder weitere Anregungen zum Thema haben, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf und schreiben eine Mail an elisa.himbert(at)che-consult.de