Studie macht Pain Points von Hochschulen deutlich

Im August 2024 haben der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung eine Explorationsstudie zu innovativen Zukunftsmodellen im globalen Bildungssystem und deren Übertragbarkeit auf deutsche Hochschulen veröffentlicht. Ausgangspunkt der Untersuchung war die Überzeugung, dass auch Hochschulen von den gesellschaftlichen Umbrüchen betroffen sind und sich entsprechend anpassen müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Im Rahmen der Studie wurden vier Pain Points identifiziert, die auch wir in unserer Projektarbeit mit Hochschulen immer wieder wahrnehmen. Entsprechend unterstützen wir als CHE Consult Hochschulen bei der Fortentwicklung ihrer spezifischen Strategien und Maßnahmen, um sich in einem zunehmend dynamischen Bildungsumfeld nachhaltig zu positionieren.

Grundsätzlich sollte in der Projektarbeit die gesamte Kaskade von einer Hochschulvision über das Leitbild bis hin zu strategischen sowie operativen Zielen ins Auge gefasst werden. Gleichwohl ist uns bekannt, dass Hochschulen im Regelfall nicht das gesamte strategische Instrumentarium in innovativer Weise fortentwickeln wollen, sondern sich auf ausgewählte Bestandteile hieraus fokussieren. Dementsprechend konzentrieren wir uns auf genau jene Bedarfe, welche für die Hochschulen den höchsten Mehrwert erzeugen.

Bei den in der Studie genannten Pain Points handelt es sich im Einzelnen um die folgenden:

1. Unzureichender Zugang und Integration unterrepräsentierter Studierendengruppen

Aus unserer Arbeit für zahlreiche Hochschulen ist uns bekannt, dass die Anzahl an Bewerber*innen für bestimmte Studiengänge und/oder an Fakultäten bzw. Fachbereichen unterhalb der angestrebten Soll-Größen liegt. Häufig wird an dieser Stelle diskutiert, inwiefern die bisherigen Studiengangszielgruppen einer Erweiterung bedürfen, sei es durch bislang unterrepräsentierte Bildungsinländer*innen oder -ausländer*innen.

Wir analysieren in diesem Kontext bspw. bestehende Zulassungsprozesse und erarbeiten Handlungsempfehlungen, um die Nachfrage nach den betreffenden Studiengängen zu steigern sowie die Chancengleichheit von Studieninteressierten mit unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen zu erhöhen. Zudem erarbeiten wir gemeinsam mit den Hochschulen Programme zur Unterstützung von Studierenden, um die Abbruchquoten zu senken und zudem den langfristigen Studienerfolg der Studierenden zu sichern. In diesem Zusammenhang werfen hochschul-interne und -externe Stakeholder u. a. die Frage nach einer adäquaten Digitalisierungsstrategie auf, auch um Studierende mit anfangs nicht stark ausgeprägter Bildungsaffinität einen ressourcenkonformen Übergang in ein Studium zu ermöglichen.

2. Mangelnde Dynamik bei der Anpassung von Lerninhalten an veränderte Kompetenzanforderungen

Diverse Studien aus den vergangenen Jahren befassen sich mit sogenannten Future Skills. Diese gelten auf verschiedenen Ebenen, insbesondere für die Gesamtorganisation „Hochschule“, für Lehrende, aber auch für Studierende. In den Modulhandbüchern von Studiengängen werden die pro Modul intendierten Kompetenzziele zwar aufgeführt, jedoch in der Praxis relativ selten aktualisiert. Im Falle von Programmakkreditierungen erfolgen diesbezügliche Aktualisierungen häufig allein im Rahmen der Vorbereitung des nächstfolgenden Akkreditierungszyklus. Ähnlich verhält es sich mit einer Aktualisierung von Lehr-/Lerninhalten. Zumindest in Studiengängen mit einer hohen Innovationsdynamik sollten entsprechende Anpassungen häufiger als die durch die Akkreditierung vorgegebenen Intervalle erfolgen.

Wir unterstützen Hochschulen in diesem Kontext bei der Analyse von Kompetenzen (Future Skills), die für Studiengänge bzw. -module von besonderer Relevanz sind. Hierbei ist es zielführend, die aktuellen Kompetenzanforderungen der Studierenden und der zukünftigen Absolvent*innen im Hinblick auf die Erwartungen des Arbeitsmarkts zu betrachten. Letztlich unterstützen wir Hochschulen dabei, ein flexibles und aufwandsadäquates Vorgehen bei der Integration erforderlicher Kompetenzen zu entwickeln, die auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Industrie und Gesellschaft – d. h. zukünftigen Arbeitgeber*innen – abgestimmt sind.

3. Mangelnde Innovation bei der Gestaltung von Lernerfahrungen

Es ist hinlänglich bekannt, dass die „klassische“ Vorlesung keinesfalls die am besten geeignete Form des Lernens darstellt. Dies gilt umso mehr, insofern ergänzende bzw. alternative Lernformen ausbleiben oder allein in geringem Maße angeboten werden. Theoretisches Wissen ist wichtig, stellt jedoch lediglich die Grundlage dar, um dieses Wissen praxisorientiert anwenden zu können. Die Schaffung von unmittelbaren individuellen Lernerfahrungen zählt mittlerweile zum Anforderungsprofil von Studiengängen, die aus Perspektive von Studierenden als attraktiv gelten. Diesbezüglich seien die Stichworte Projektmodule, Projektstudium sowie eine praxisorientierte Form des Blended Learning aufgeführt. In diesem Kontext stellt sich zudem die Frage nach der zukünftigen Rolle der Lehrenden. Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass die reine Rolle als Wissensvermittler*in nicht ausreicht, um Studierenden die sogenannten Future Skills zu vermitteln. Einige Hochschulen entwickeln sich daher weiter und gestalten die Lehrtätigkeit zunehmend als lernbegleitendes Coaching, das durch Studierende höherer Semester unterstützt wird.

Wir evaluieren in diesem Zusammenhang – in Abstimmung mit den Hochschulen – bestehende Lehr-/Lernmethoden und geben Empfehlungen zu deren Fortentwicklung, um die Lernumgebung der Studierenden zeitgemäß anzupassen und die Studierenden noch besser auf zukünftige Kompetenzanforderungen vorzubereiten.

4. Unzureichende strukturelle und institutionelle Agilität   

Die Organisation „Hochschule“ ist mit ihren Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen durch das Zusammenwirken von zahlreichen Gremien geprägt. Dies hat diverse Vorteile, jedoch auch den Nachteil unzureichender Agilität. So stellt sich beispielsweise die Frage, welche Befugnisse im Sinne eines Subsidiaritätsprinzips auf dezentrale Organisationseinheiten übertragen werden können, ohne das Primat von i.d.R. Senat und Rektorat bzw. Präsidium zu beeinträchtigen. Hochschulen mit einem Wunsch nach stärkerer Ausprägung von Flexibilität und Agilität können hierbei in einen Zielkonflikt geraten, der eines feinen Austarierens – häufig mit hochschulexterner Unterstützung – bedarf.

Zu diesem Zweck analysieren wir in enger Zusammenarbeit mit den Hochschulen die institutionellen Strukturen und Prozesse auf ihre Flexibilität und Agilität hin und entwickeln Maßnahmen, um Entscheidungswege hochschulkonform zu beschleunigen und eine antizipative Reaktionsfähigkeit zu fördern.

Sie möchten Ihre Pain Points bearbeiten und Ihre Hochschule noch besser für die Zukunft aufstellen? Lassen Sie sich von uns begleiten.