Analyse von Hochschulwebsite

Im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung hat CHE Consult die Websites von Hochschulen analysiert. Hierfür wurden Personas für fünf idealtypische Studieninteressierte entwickelt, die sich für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre interessierten. Mit Bezug zu den Personas wurde ein Fragenkatalog aus 69 Einzelfragen erstellt, mit denen eine Stichprobe von 32 Hochschul-Webseiten unersucht werden konnte. Die Publikation „Hochschulwebsites für heterogene Zielgruppen – Mit Personas Websites strategisch gestalten“ enthält neben der Analyse acht zentrale Handlungsempfehlungen.

Die deutschen Hochschulen gehen auf ihren Websites unterschiedlich gut auf das individuelle Informationsbedürfnis von Studieninteressierten ein. Ausländische Bewerberinnen und Bewerber werden recht umfassend informiert. Personen ohne Abitur finden dagegen in deutlich geringerem Maße Antworten zu relevanten Fragen auf den Internetseiten der Hochschulen. Dies zeigt eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Angesichts der Angebotsvielfalt von aktuell mehr als 20.000 Studiengängen an rund 400 deutschen Hochschulen ist Orientierung für Studieninteressierte wichtiger denn je. Neben vergleichenden Übersichtsangeboten wie Rankings oder dem Hochschulkompass kommt dabei den Websites der Hochschulen eine zentrale Orientierungsfunktion zu.

Eine CHE Analyse zeigt nun: Dem Informationsbedürfnis von Studienbewerberinnen und Studienbewerbern aus dem Ausland werden deutsche Hochschulen überwiegend gerecht. Ein typischer Bewerber aus dem Ausland erhält durchschnittlich auf drei Viertel relevanter Fragen Antworten auf den Hochschulwebsites. Für potenzielle Studieninteressierte ohne Abitur ist die Situation deutlich schlechter.

Für die Analyse hat das CHE fünf fiktive Bewerberprofile als Repräsentanten typischer Zielgruppen erstellt und jeweils einen spezifischen Fragenkatalog entwickelt. In einer Stichprobe wurde geprüft, welche dieser Fragen durch Recherchen auf den Websites ausgewählter Hochschulen beantwortet werden konnten. Berücksichtigt wurden in der Stichprobe unterschiedliche Hochschultypen und -größen.

Bemerkenswert im Hinblick auf die konstruierten Bewerbertypen ist, dass staatliche Hochschulen eher die besondere Situation von Studierenden mit Kindern, aus dem Ausland oder Personen mit einem starken Interesse an Forschung im Blick haben. Studierende ohne Abitur oder mit einem eher pragmatischen und alltagsorientierten Blick aufs Studium finden bei ihnen weniger relevante Informationen im Netz.

Private Hochschulen, so das Ergebnis der Stichprobe, bieten insgesamt weniger konkrete Informationen im Netz. Die Autorinnen und Autoren sehen als mögliche Erklärung für diesen Befund, dass die privaten Hochschulen die Strategie verfolgen, schnell in einen unmittelbaren Dialog mit potenziellen Studierenden zu gelangen und daher nicht versuchen, möglichst viele Fragen über bereitgestellte Informationen im Netz zu beantworten.

„Es ist ein positives Zeichen, dass sich bei einigen Hochschulen die Vielfalt auf dem Campus auch im spezifisch aufbereiteten Informationsangebot der Website wiederfindet“, bewertet Mitautor Ulrich Müller die Ergebnisse. „Denn: Was nützt das beste Studienangebot, wenn potenzielle Studienbewerber sich nicht abgeholt und mit ihren Fragen nicht erst genommen fühlen.“, so der Leiter politische Analysen beim CHE.

Verbesserungspotenzial sehen die Autoren beim Aufbau der Websites. In zahlreichen Fällen dominiere noch die Struktur der Hochschule etwa in Fakultäten oder Fachbereichen auch die Struktur der Website. Diese Logik ist für Studieninteressierte jedoch nicht unmittelbar nachvollziehbar und erschwert das Auffinden relevanter Informationen oder führt gegebenenfalls zu Redundanzen und Widersprüchen.

Zu den acht zentralen Empfehlungen der Analyse zählt deshalb der Rat, Hochschulwebsites entlang der spezifischen Bedürfnisse von Zielgruppen zu organisieren. Hierbei kann der Einsatz von fiktiven Profilen, sogenannten Personas, wie sie auch in der CHE Analyse eingesetzt wurden, wertvolle Hilfestellung leisten.

„Die Vielfalt unter den Studierenden wird weiter zunehmen“, prognostiziert CHE Experte Ulrich Müller. „Gerade Hochschulstandorte abseits der Metropolen, die stärker um Studierende kämpfen müssen, können mit gut aufbereiteten Informationsangeboten im Netz für spezifische Zielgruppen punkten“, so Müller.

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