Vorausschauende Hochschulentwicklung

Ein Beitrag für die Zeitschrift „Wissenschaftsmanagement“, den Julia Klingemann und Jens Engelke mit Kollegen der Firma Z_punkt, geschrieben haben, beleuchtet, wie Hochschulen eine „Foresight Literacy“ entwickeln können.

Hochschulen sind sehr gut vertraut mit dem Erstellen oder Aktualisieren eines Hochschulentwicklungsplans (HEP). Dieser beschreibt im Regelfall die strategische Ausrichtung sowie gesamthochschulische Vorhaben für fünf Jahre. Doch wie zukunftsfähig sind die üblichen Ansätze der HEP-Erstellung?

In ihrem Beitrag weisen die Autor*innen auf zwei Aspekte hin, die auffallen. Zum einen folgt aus der Fünf-Jahres-Perspektive, dass länger- und langfristige Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und weiteren Bereichen des (globalen) Zusammenlebens nur mäßig Berücksichtigung finden können. Zum anderen werden hochschulextern induzierte Chancen und Risiken („Outside-In“-Perspektive) wenig berücksichtigt, die sich aus langfristigen Entwicklungen der Hochschulumwelt ergeben.

In Reaktion auf diese Beobachtung regen die Autor*innen an, die Methode einer strategischen Vorausschau auf mehr als fünf Jahre zu initiieren, um vielfältige Trends und Treiber von Entwicklungen – lokal bis international – in der Planung berücksichtigen zu können. Damit könne zudem die „Changeability“, die positive mentale Haltung gegenüber Veränderungen, gefördert werden. Durch die Diskussion über mögliche Zukünfte, so die Autor*innen, könnten Flexibilität und Agilität der Organisation erhöht werden.

Strategische Vorausschau versteht sich nicht als Prognostik. Vielmehr geht es um die systematische Vorbereitung auf mögliche Entwicklungen, auch auf solche, die aus heutiger Sicht „unwahrscheinlich“ oder „utopisch“ sind. Die Methodik soll das gemeinsame Denken in und Sprechen über Alternativen ebenso ermöglichen wie die Entwicklung von Handlungsoptionen.

Das Methodenspektrum ist breit und umfasst sowohl quantitative, expert*innenbasierte, interaktive als auch kreative Ansätze. Häufig eingesetzt werden strategische Trendanalysen, explorative und normative Szenariotechniken sowie Delphi-Befragungen, oft in Kombination und angepasst an das spezifische Erkenntnisinteresse, den situativen Anwendungskontext und die Vorerfahrung wie Zeitressourcen der Beteiligten.

Im Artikel wird ein Sechs-Phasen-Modell für die strategische Vorausschau vorgestellt. Es wird beschrieben, wie Hochschulleitungen die ersten Schritte gehen und in eine Foresight-Pilotphase eintauchen können.

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